Montag, 12. Oktober 2009

CERN: Al-Qaida nur ein schwarzes Loch?

CERN ist das größte Forschungszentrum für Teilchenphysik der Welt und steht bei Genf in der Schweiz. Bekannt ist es vor allem für seinen riesigen Teilchenbeschleuniger.



CERN-Teilchenbeschleuniger: Im Untergrund geht's rund!



Einige Wissenschaftler glauben sogar, dass die Experimente in diesem Teilchenbeschleuniger schwarze Löcher produzieren könnten, die die ganze Erde auffressen. CERN wurde übrigens von der UNESCO als exterritoritales Gebiet ausgewiesen und somit gilt für CERN kein nationales Recht - also quasi ein rechtsfreier Raum.


Eins war klar: ein Projekt, welches im Untergrund mit solchen potentiell mega-destruktiven Kapazitäten in einem vom Staat nicht kontrollierten rechtsfreien Raum agiert, musste über kurz oder lang bei Al-Qaida auf großes Interesse stoßen.

Und so ging vergangene Woche die Meldung um die Welt, dass ein französischer CERN-Forscher mit algerischer Herkunft ein Aktivist der Al-Qaida sei. So schrieb die "Basler Zeitung" am 11.10:
Ein wegen Terror-Verdachts festgenommener Physiker, der beim Cern-Atomlabor beschäftigt war, hat nach Informationen aus französischen Justizkreisen Internet-Kontakte zu einem Verbindungsmann von al-Qaida in Nordafrika zugegeben. In E-Mails seien vage gehaltene Pläne für Terroranschläge erörtert worden, sagte eine Gewährsperson am Sonntag. Der Physiker habe verschiedene Ziele vorgeschlagen und gesagt, er habe «Lust, einen Anschlag zu verüben». Konkrete Planungen habe es aber nicht gegeben.
Nordafrika? Algerien? Al-Qaida? Da war doch was! In Zusammenhang mit der Gründung des US African Command ("Africom") in Stuttgart Anfang 2007 untersuchte Prof. Dr. Werner Ruf die hinter dem "Krieg gegen den Terror" in (Nord-)Afrika stehenden geopolitischen Interessen der USA. Insbesondere für Algerien wies er nach, dass es sich bei "Al-Qaida" um ein "reines Konstrukt" handelt. In einem Artikel für das "Neue Deutschland" vom 21. April 2007 schrieb er:

Doch für den Krieg gegen den Terrorismus braucht man (auch) Terroristen, die eine reale Bedrohung weit über die Grenzen Algeriens hinaus darstellen. Schon 2004 behauptete eine Studie der US Air Force, dass sich in der Sahara ein gefährlicher Terroristenherd entwickele, ja, dass dort mit höchster Wahrscheinlichkeit in Verbindung mit Al Qaida die Anschläge vom 11. März 2004 in Madrid geplant und vorbereitet worden seien. Ausnahmslos alle Berichte über terroristische Aktivitäten im Sahara-Raum und in den angrenzenden Ländern verweisen auf die sogenannte GSPC (Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf), die sich im Januar dieses Jahres in »Al Qaida des islamischen Maghreb« umbenannte.


Den ersten »Beweis« für eine Al-Qaida-Präsenz in der Sahara lieferte der algerische Geheimdienst, als im Februar und März 2003 im tiefen Süden des Landes einige Touristen-Gruppen gekidnappt wurden. Die Entführer gehörten prompt zu jener GSPC, die sich 1998 von den GIA (»Bewaffnete Islamische Gruppen«) abgespalten hatte, deren Angehörige bis dahin bisweilen in der Kabylei erschienen waren und nun plötzlich rund 2000 Kilometer weiter südlich in einem von den Touareg kontrollierten Gebiet diesen großen Coup gelandet hatten. In einer genauen Untersuchung der dubiosen Entführung kommt der britische Afrikawissenschaftler Jeremy Keenan zu dem Schluss, dass »die meisten, wenn nicht alle Aspekte dieses Gemäldes (…) falsch sind«. Insbesondere hebt er hervor:



Operationsgebiet der "Al-Qaida im Maghreb"


Laut Aussagen der Entführten gab es enge Kontakte zwischen den Entführern und der im Süden überall präsenten algerischen Armee. Die Informationen aus Algier bezüglich der Urheber, Ziele und Aktionen der Entführer blieben über Monate bis zum Schluss durchweg widersprüchlich.


Algier verhinderte deutsche Versuche, mittels der GSG 9 oder der KSK wie auch des Einsatzes von Agenten des BND, das Geiseldrama zu beenden. Vor allem wurde der Einsatz deutscher Aufklärungsdrohnen verhindert.


Die algerische Armee leistete massive logistische Unterstützung, da die Entführer ohne Treibstoff, der in dieser Region der ausschließlichen Kontrolle des Militärs unterliegt, niemals die weiten Strecken bis Mali, Niger und zurück hätten zurücklegen können.


Bei der »Befreiung« verschwanden bis auf zwei oder drei alle Geiselnehmer unverletzt.
(...)
Die ganze Affäre deutet darauf hin, dass der berüchtigte »El Para« ebenso wie sein »Nachfolger« Mokhtar Belmokhtar Agenten des algerischen Sicherheitsdienstes sind, und dass die behaupteten Verbindungen zu Al Qaida reine Konstrukte der algerischen Dienste sind, genau wie zahlreiche Anführer der inzwischen verschwundenen berüchtigten GIA der 90er Jahre Agenten des algerischen Geheimdienstes waren. Hierzu liegt inzwischen eine umfangreiche seriöse Forschung vor. Diese Verflechtungen zwischen Politik, geheimdienstlicher Desinformation, Terror und Kriminalität blieben unerheblich, wenn die Touristenaffäre nicht – erfolgreich – dazu gedient hätte, »Beweise« für die Etablierung der GSPC und damit der Al Qaida in der Sahara zu erbringen, die seither immer wieder in Presseberichten, in den einschlägigen Sicherheitskreisen wie auf deren Websites gebetsmühlenartig wiederholt werden. So erscheint die GSPC auch auf der Website des US State Department als terroristische Organisation und dient als Begründung für den Ausbau der US-Militärpräsenz im saharischen und im Sahel-Raum. Alleiniger Produzent und Zulieferer der Informationen über die Gruppe ist der algerische Geheimdienst DRS. Über die Verbreitung dieser Informationen unter den Diensten entsteht jenes einheitliche Bild, das heute in den Medien – oft sensationell aufbereitet – wie in den Agenturmeldungen nahezu wortgleich verbreitet wird. Und da die Informationen strategische Ziele verfolgen, werden sie weder auf Glaubwürdigkeit noch auf die Zuverlässigkeit der Quellen überprüft. (Siehe auch Werner Rufs weitere Artikel hier und hier)

Nicht nur in Algerien, auch woanders ist nicht immer Al-Qaida drin, wo Al-Qaida drauf steht.

1 Kommentar:

  1. CERN LHC = Gefahr? notepad

    Oktober 2009
    Am 10. Oktober 2009 schreibt Der Stern 'Polizisten haben einen 32-Jährigen festgenommen, der nicht nur für den weltgrößten Teilchenbeschleuniger, sondern auch für das Terrornetzwerk Al Kaida gearbeitet haben soll'. Am 15. Oktober schreibt Grenzwissenschaften Aktuell 'Verhindert die Zukunft den Start des Teilchenbeschleunigers LHC?'. Am 17. October publiziert Readers Edition 'Wollte Al-Qaida die Kontrolle über das Urknall-Experiment übernehmen?' Am 19. Oktober publiziert 20min.ch 'In Genf ists kälter als im All'. Am 20. Oktober schreibt tagesschau.de 'Der Fluch der Bosonen'. Am 27 Oktober publiziert 20min.ch 'In aller Stille hat das Cern letzten Freitag mit ersten Tests im Teilchenbeschleuniger LHC begonnen' und mit 'dem LHC werden auch die Kritiker wieder aktiv, die diesen für hochgefährlich halten: Die Wissenschafter-Vereinigung LHC-Kritik plant, bei den Vereinten Nationen eine Menschenrechtsklage einzureichen.' Am 28. Oktober schreibt ShortNews 'Cern schaltet auf stur: Teilchenbeschleuniger LHC startete heimlich'.

    Lesen Sie was passiert ist seit März 2008 mit allen Medien Referenzen auf:
    www.notepad.ch

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