Montag, 12. Oktober 2009

9/11 - Der Mythos vom guten Krieg

In Sachen 9/11, also der Anschläge des 11.September 2001, wird man immer wieder von den US-Behörden in Staunen versetzt. So meldete die pakistanische Zeitung "The International News" vor Tagen, dass laut Angaben des US-Außenministeriums die "meisten der Terroristen, die die 9/11-Attacken geplant haben, von Afghanistan nach Pakistan gegangen" seien.


Offiziell galten bislang, neben Osama bin Laden und den 19 bei den Anschlägen gestorbenen Entführern, Khalid Sheikh Mohammed und Ramzi Binalshibh als die logistischen Drahtzieher der Anschläge. Wo kommen nun acht Jahre später "die meisten" derer plötzlich her, die 9/11 zu verantworten haben? Stehen hinter der Aussage des US-Department neue, kriminalistisch gewonnene Erkenntnisse? Wohl kaum.


Dahinter steht vielmehr politisches Kalkül.  Schließlich umfasst US-Präsident Obamas neue Afghanistan-Strategie auch Pakistan. Aus eins mach zwei. Und mit dem Verweis auf 9/11 sollen die zukünftigen militärischen Interventionen in Pakistan legitimiert werden.

Denn in den USA gilt der Afghanistan-Krieg im Gegensatz zum Irak-Krieg als der gute Krieg. Schließlich wurden von dort ja die Anschläge des 11.September organisiert. Und dieser Krieg ist so gut, dass man als Oberbefehlshaber sogar einen Friedensnobelpreis bekommt, wenn man noch 17.000 weitere Soldaten hinein schickt.

Von dieser Güte will man auch in Pakistan profitieren. Doch die in Dubai erscheinende "Khaleej Times",  welche als erste englischsprachige Tageszeitung der Vereinigten Arabischen Emirate gegründet wurde, wies heute (12.10.) zu recht darauf hin, dass laut der offiziellen Darstellung selbst, 9/11 nicht in Afghanistan geplant wurde, sondern in Deutschland und Spanien. Und dass die Attentäter überwiegend aus Saudi-Arabien kamen und nicht aus Afghanistan. Auch bekamen sie nicht in Afghanistan, sondern in den USA Flugunterricht.

Der Artikel weist auch darauf hin, dass noch bis Anfang 2001 die Taliban US-Unterstützung erhielten. Laut "Khaleej Times" war selbst Osama Bin Laden damals noch "Geschäftspartner", obwohl er schon seit Jahren als Terrorist Nr.1 von den USA gesucht wurde. Wörtlich heißt es:


"Die CIA plante Osama Bin Ladens Al-Qaida zu benutzen, um muslimische Uiguren gegen die chinesische Herrschaft aufzuwiegeln" (Quelle)

Erst als die Verhandlungen Anfang 2001 über eine Gas-Pipeline zwischen den Taliban und der Unocal Corporation (Union Oil Company of California, wurde 2005 von ChevronTexaco übernommen )  endgültig scheiterten, wurden die Taliban zum Feind erklärt und der Krieg gegen sie vorbereitet - also lange vor 9/11. Der Feldzug gegen die Taliban wurde im Sommer 2001 mit der Unterstützung von Nachbarländern wie Iran, Usbekistan, Indien und Russland koordiniert und zwei Tage vor 9/11 wollte George W. Bush den Einmarschbefehl unterschreiben.


Unocal-Berater Zalmay Khalilzad führte nicht nur die Verhandlungen mit den Taliban, sondern war laut "Asia Times" auch ein "großer Fan der Taliban". Für Unocal arbeitete er auch die Risikoanalyse für deren Investitionen in Afghanistan aus. Nach siegreicher Schlacht wurde Khalilzad, der unter der Bush-Regierung auch der ständige Vertreter der USA bei den Vereinten Nationen war, am 1.Januar 2002 zum Sonderberater des US-Außenministeriums für Afghanistan erklärt. 2003 wurde er dann Afghanistans US-Botschafter und 2005 dann Botschafter in Irak.



Er war auch Mitglied bei PNAC, dem "Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert". Diesem neokonservativen Think-Tank gehörten u.a. Paul Wolfowitz, Richard Perle, Donald Rumsfeld, Dick Cheney und weitere einflussreiche Größen der US-Politik an. Im September 2000 veröffentlichte PNAC ein Strategiepapier ("Rebuilding America's Defenses"), dass erst nach dem 11.September 2001 wirklich bekannt wurde. Vor allem aufgrund dieses Satzes:
Der Prozess der Transformation wird, obwohl er revolutionäre Veränderungen mit sich bringt, wahrscheinlich ein langwieriger sein, es sei denn ein katastrophales und katalysierendes Ereignis tritt ein - wie ein neues Pearl Harbor.
Das neue Pearl Harbor 9/11 kam PNAC wie gerufen, um die ersehnte Transformation durchzusetzen, die die Aufrechterhaltung der US-Weltdominanz im 21.Jahrhundert gewährleisten soll. Und so rufen auch heute die US-Großmacht-Strategen laut "9/11", wenn es gilt, die Öffentlichkeit hinter neue militärische Interventionen zu bekommen.

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