Sonntag, 18. Oktober 2009

CIA-Attentat auf Ahmadinedschad gescheitert!...

...so könnte die Schlagzeile auch lauten, wenn es um den heutigen Anschlag in Iran geht, bei dem nach letzten Angaben 35 Menschen starben. Der Anschlag galt einem Treffen sunnitischer und schiitischer Stammesführer, unter den Toten befinden sich auch hochrangige Mitglieder der Revolutionsgarden. Verantwortlich für die Bluttat zeichnete sich die 'Jundullah' (Soldaten Gottes), die in der Vergangenheit immer wieder terroristische Operationen in der iranischen Provinz Sistan-Balutschistan durchführte, aber ihr eigentliches Domizil in Pakistan hat. 

"Ahmadinedschad entging nur knapp dem Tod" titelte die 'Welt' heute. Aufmerksame Leser/innen dieses Blogs wissen, das die 'Jundullah' von der CIA finanziert, ausgerüstet und beraten wird. Immerhin weist auch die 'Welt' in ihrem Artikel auf zwielichtige Verbindungen der 'Jundullah' hin:

Aus iranischer Sicht stecken hinter dem Terrorismus der Dschundullah westliche Staaten und Geheimdienste. In erster Linie seien die USA, Großbritannien und Israel verantwortlich für den Tod der Zivilisten und Militärs bei Dschundullah-Anschlägen.
Wir sehen den jüngsten Terroranschlag als Ergebnis amerikanischer Aktivitäten“, sagte Irans Parlamentssprecher Laridschani. Das Staatsfernsehen berichtete außerdem „gut informierte Quellen” hätten bestätigt, dass Großbritannien direkt in den jüngsten Selbstmordanschlag involviert gewesen sein sollen. Der amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour Hersh berichtete im Juli 2008, die US-Administration unter Präsident George W. Bush habe einen Antrag an den Kongress gestellt, 400 Millionen US-Dollar für die Unterstützung „anti-iranischer Gruppierungen“ zur Verfügung zu stellen. Nach dem Prinzip „der Feind meines Feindes ist mein Freund“, erklärte Hersh, hätten die USA Gruppen wie Dschundullah finanziell unterstützt. Ziel sei es gewesen, „genug Probleme und Chaos zu provozieren so dass die iranische Regierung den Fehler macht aggressiv darauf zu antworten“. So hätte die Bush-Administration einen „Grund gehabt das Land (Iran) anzugreifen.“

Dschundullah-Anführer Rigi wies in der Vergangenheit immer wieder Behauptungen zurück, er habe Hilfe aus dem Ausland erhalten. Recherchen des US TV-Journalisten Dan Rather zeigen jedoch, dass besonders die schwedische Gemeinde der Exil-Belutschen Aktivitäten der militanten Gruppierung finanziell unterstützt und für sie wirbt.
Im Internet fanden sich noch im vergangenen Jahr Vermutungen, Dschundullah habe für den Fall eines Krieges der USA gegen den Iran geplant, die gleiche Rolle übernehmen zu können wie die Nordallianz im Afghanistan-Krieg.
Die Formulierung "Im Internet fanden sich Vermutungen" soll heißen: da ist nichts dran. Allerdings beruhte die These über die Unterstützung der 'Jundullah' durch westliche Dienste nicht nur auf Vermutungen einiger Internet-Nerds, sondern beruhte beispielsweise auf den Enthüllungen des britischen 'The Sunday Telegraph', oder auf einen Beitrag des US-Amerikansichen Fernsehsenders 'ABC'. Und nicht zuletzt der Bruder des Jundullah-Anführers selbst bestätigte die Funde der anglo-amerikanischen Medien.

Wenn es in der 'Welt' heißt:
Mehrfach forderte das Regime von Teheran die pakistanische Regierung auf, die Aktivitäten der Dschundullah zu unterbinden und ihre Anführer auszuliefern. Bisher erfolglos.
sollte man hinzufügen, dass die pakistanische Regierung, namentlich der Geheimdienst ISI (Inter-Services Intelligence), tief in das islamistische Terrornetzwerk verstrickt ist. Gestern schrieb ich in Bezug auf die Zusammenarbeit von CIA und ISI:
Die enge Kooperation des ISI mit dem großen Bruder CIA war aber nie eine Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe. Der ISI war nicht nur abhängig von den Geldern des Westens, viele der Agenten des ISI standen bzw.stehen auch bei der CIA auf der Gehaltsliste. Insbesondere die ISI-Mitglieder in der Abteilung für verdeckte Operationen erhielten ihre Ausbildung von der CIA.(...)
Die These, wonach die Verbindungen des ISI in die Terror-Szene auf einige schwarze Schafe innerhalb des Dienstes zurückgehen, die mit Taliban und Al-Qaida sympathisieren, ist zu kurz gegriffen. Denn prominente Mitglieder des Bin-Laden-Netzwerks wurden (bzw. werden) nicht nur vom ISI protegiert, sondern auch von westlichen Diensten.
Der Terror der 'Jundullah' in Iran wird erst aufhören, wenn man sich im Westen entscheidet, den iranischen Staat nicht weiter mittels subversiver Aktionen zu destabilisieren. Dann ist es mit den 'Soldaten Gottes' ganz schnell vorbei. Sollten sich dabei ISI-Überzeugungstäter quer stellen, so dürften die USA und ihre Verbündeten im Westen genügend Druckmittel zur Hand haben, diese eines besseren zu "belehren".

Im Angesicht der Unterstützung der 'Jundullah' durch US-Dienste, lässt sich folgendes unter "Heuchelei und Zynismus" verbuchen:
Die USA verurteilten den Selbstmordanschlag im Iran. Zugleich wies ein Sprecher im Außenministerium Behauptungen über eine Verwicklung der Vereinigten Staaten zurück. „Wir verurteilen diese terroristische Tat und betrauern den Tod Unschuldiger. Berichte über eine angebliche US-Beteiligung sind völlig falsch“, teilte der Sprecher Ian Kelly am Sonntag mit. (Quelle)
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Nachtrag 19.10.:

Die Anzahl der Toten stieg auf über 40 an, manche Medien sprechen auch von 60 Toten. Währenddessen wird der Ton Irans gegenüber Pakistan, USA und Großbritannien schärfer. Der österreichische  'Standard' schrieb heute:
Nach dem Anschlag auf die iranische Revolutionsgarde hat deren Chef die USA und Großbritannien dafür verantwortlich gemacht und mit Vergeltung gedroht. "Hinter diesem Vorgang stecken die amerikanischen und britischen Geheimdienst-Apparate", sagte Mohammad Ali Dschafari am Montag der staatlichen Nachrichtenagentur Isna. "Es wird Vergeltungsmaßnahmen geben müssen, um sie zu bestrafen."
"Vernichtende Antwort"
Der iranische Geheimdienst habe Dokumente vorgelegt, die direkte Verbindungen von Dschundollah zu den Geheimdiensten der USA, Großbritanniens und Pakistans bewiesen, erklärte Dschafari. Der Chef der Extremisten, Abdolmalek Rigi, stehe "unzweifelhaft unter dem Schutz dieser Organisationen". Zuvor hatte der Chef des Heeres der Garde, Mohammed Pakpur, erklärt, die "Terroristen und Rebellen" seien von den USA und Großbritannien ausgebildet worden. Im staatlichen Fernsehen wurde eine Ankündigung der Revolutionsgarde zitiert, es werde eine "vernichtende Antwort" auf den Anschlag geben. Der Abgeordnete Pajman Forusesch sagte Isna, der Gegenschlag könne auch auf pakistanischem Gebiet erfolgen.
Auf 'Spiegel Online' heißt es:
"Die Attentäter wurden auch von britischen und US-amerikanische Geheimdiensten unterstützt", sagte der Chef der paramilitärischen Einheit, Mohammed Ali Dschafari, am Montag der heimischen Nachrichtenagentur Irna.(...)

  Die Organisation agiere auf Anweisung der Geheimdienste der USA, Großbritanniens und Pakistans, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Irna den General. Zuvor hatte bereits Heereschef Mohammed Pakpur dem Westen Terrorhilfe vorgeworfen. Dschundallah werde "zweifelsfrei" von den Geheimdiensten unterstützt. "Unglücklicherweise" stünde auch Pakistan hinter der Rebellengruppe, dafür gebe es neue Beweise, sagte Dschafari. Er kündigte eine vernichtende Reaktion an. Man werde die Planer des Anschlags mit Vergeltungsmaßnahmen bestrafen.
In dem 'Spiegel'-Artikel findet sich auch ein Hinweis, der in den anderen deutschen Presseberichten zumeist fehlt, aber nicht fehlen sollte, da er auf das Motiv des Anschlags hindeutet:
Die Revolutionsgarden hatten dort ein Treffen mit Stammesführern geplant, um für Geschlossenheit zwischen Sunniten und Schiiten zu werben.
Wenn man das Interesse hat, Iran zu destabilisieren und dessen Einheit zu untergraben - wie etwa die USA, die 400 Millionen US-Dollar für diesen Zweck bereitstellten - dann erklärt sich die Auswahl des Angriff-Ziels von selbst.

Derweil wird Pakistan aufgefordert, den Anführer der 'Jundullah', Abdolmalek Rigi, an Iran auszuliefern und "mit der iranischen Regierung zusammenzuarbeiten, um die Hintermänner der Tat zu stellen", so Ahmadinedschad auf einer Kabinettssitzung. Laut 'Zeit' "sicherte die pakistanische Regierung der Regierung in Teheran unterdessen ihre volle Unterstützung bei der Aufklärung der Tat zu."

Während man in Washington und London die Vorwürfe des Iran als "absurd" zurück weist, scheint man in Moskau den (falschen) Braten zu riechen. "Russia Today" titelte schließlich schon vor einem Jahr "Al Qaeda is in league with U.S. against Iran". Und so stellt sich die russische Regierung hinter Iran:

Russlands Präsident Dmitrij Medwedew sicherte Iran die Unterstützung seines Landes zu. "Der Kampf gegen die Bedrohung durch Terrorismus und Extremismus verlangt die Zusammenarbeit aller Länder", sagte Medwedew in Moskau. "Wir sind bereit, mit der Islamischen Republik Irans zu kooperieren, um diesen Bedrohungen entgegenzutreten." (Quelle)
Wenn es Iran gelingt, internationalen Druck auf Pakistan aufzubauen - welches offensichtlich das schwächste Glied in der Kette der staatlichen Unterstützer des islamistischen Terrors in Iran ist - und sich dabei enger an Russland oder China zu binden, die beide selbst ein Lied davon singen können, wie westliche Dienste Terrorgruppen gegen sie verwenden, dann könnte Iran sogar gestärkt aus diesem Anschlag und seinen Folgen hervor gehen. Wenn es gelingt, die Verbindungen westlicher Dienste zu dem Terror in Iran in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, dann dürften zukünftige Subversions-Bemühungen gegen Iran weitaus schwieriger durchführbar sein.

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