Die britische 'Independent' machte gestern auf eine terroristische Bedrohung aufmerksam, die sonst nur unter "ferner liefen" in den Medien zu finden ist.
Aktuelle Beispiele, die die Gefahr des rechtsextremen Terrors verdeutlichen, werden aufgezählt:Britannien ist der realen Gefahr einer tödlichen Bomben-Kampagne ausgesetzt, die wahllos auf Zivilisten abzielt - aber sie wird geradezu ignoriert. Wenn deren Unterstützer jeden Tag dem Massenmord näher kommen, nimmt es niemand zur Kenntnis. Wenn deren Täter erwischt werden, dann gibt es (höchstens) eine kleine Notiz in den Kurznachrichten, bevor alle wieder beginnen, über das "Strictly Come Dancing"-Rennen zu reden. Das Schweigen deutet auf etwas dunkles in uns an - und erfordert von uns, unser Verhalten zu ändern, und zwar schnell.
Die Kampagne von der ich spreche wird nicht geplant von Dschihadi-Leuten oder irischen Nationalisten, sondern von weißen "Neo-Nazis", die Asiaten, Schwarze, Juden und Schwule in dem bizarren Glauben ermorden wollen, dadurch einen "Rassenkrieg" auslösen zu können.
Sie haben schon einmal zugeschlagen. Genau vor einem Jahrzehnt platzierte ein 22-jähriges Mitglied der Britisch National Party namens David Copeland Bomben in Brixton, Brick Lane, und in einer Schwulen-Kneipe in Old Compton Street. Damit schaffte er es, einen Nagel tief in den Schädel eines Babys eindringen zu lassen, eine schwangere Mutter zu töten, ihren schwulen besten Freund und dessen Partner. Er prahlte: "Mein Ziel war politisch. Es sollte einen Rassenkrieg in diesem Land auslösen. Es wäre zu einem Gegenschlag durch die ethnischen Minderheiten gekommen, dann wäre alle weißen Leute los gegangen und hätten die BNP gewählt."
Die Polzei in West Yorkshire führte eine Serie von Durchsuchungen gegen rechtsextreme Gruppen durch und fand dabei 80 Bomben - bedeutend mehr als jemals bei einer Dschihad-Gruppe in der britischen Geschichte gefunden wurden.durchsuchte
Letztes Jahr wurde ein 43-jähriger Mann namens Neil Lewington festgenommen, der "an der Schwelle" war, eine "Terror-Kampagne" loszutreten, wie sich in seinem Gerichtsverfahren herausstellte.
In dem Haus seiner Eltern richtete er eine Bombenfabrik mit der Absicht ein, Attacken gegen "Nicht-Briten" durchzuführen. Er wurde nur durch Zufall erwischt: er zettelte eine Schlägerei mit einem Schaffner an. Als die Polizei auftauchte, fand sie ihn voll bepackt mit Sprengstoff. (...)
Im Haus eines BNP-Wahlkandidaten namens Robert Cottage wurde 2008 laute der Polizei 2008 "die größte Menge chemischer Explosivstoffe entdeckt, die jemals in diesem Land gefunden wurden"
Im selben Jahr wurde der Kriminelle Martyn Gilleard mit einem ein großen Versteck von Nagel-Bomben erwischt. In Zorn erfüllten Briefen verkündete er: "Ich bin es satt weißen Nationalisten zuzuhören, die davon reden, Muslime zu töten, Moscheen in die Luft zu sprengen, zurück zuschlagen, nur um zu sehen, dass diese Akte des Widerstands nie durchgezogen werden. Die Zeit ist gekommen mit dem Reden aufzuhören und mit dem Handeln zu beginnen." Er wurde nur durch einen Glückstreffer erwischt: die Polizei verhaftete ihn, weil er Kinder-Pornographie vertrieb."
Die Strategie von Rechtsextremen mittels Terror-Anschlägen einen ethnischen Konflikt auszulösen, ist nicht neu. Es ist auch nichts Neues, dass staatliche Behörden diese Gefahr oft ignorieren bzw. herunterspielen. Grund dafür ist oftmals die enge Verwobenheit staatlicher Stellen mit der rechtsextremen Terror-Szene. Bekanntestes Beispiel hierfür dürfte das Gladio-Netzwerk sein (auch "Stay Behind" genannt), bei dem Rechtsextremisten nach dem Muster der "Strategie der Spannung" Hand in Hand mit westlichen Geheimdiensten - und auch mit der italienischen P2-Geheimloge, der Italiens Präsident Berlusconi sein Medien-Imperium zu verdanken hat - Dutzende von Bombenanschlägen durchführten, die hunderte Tote hinterließen. Dabei wurde oft unter falscher Flagge operiert, d.h. Anschläge wurden dem (linken) politischen Gegner in die Schuhe geschoben, um diesen öffentlich diskreditieren und staatlicher Repression aussetzen zu können.
Gladio-Symbol mit dem Motto: "Im Stillen der Freiheit dienen"
Das Gladio-Netzwerk flog erst nach dem Zusammenbruch des Ostblocks auf. Und seitdem heißt es offiziell, dass mit dem Untergang der Sowjetunion auch Gladio untergegangen ist. Nicht untergegangen ist aber die Strategie der Spannung und die Verbindungen von rechtsextremen Terroristen zu staatlichen Stellen.
Ähnlich wie David Copeland mit seinen Bomben eine gewalttätige Reaktion der ethnischen Minderheiten hervorrufen wollte, um dadurch die weiße Mehrheit hinter die BNP zu bringen, wollten belgische Rechtsextremisten aus dem Militär 2006 durch Entfachung eines Bürgerkriegs die Mehrheit der Belgier auf ihre Seite ziehen. Allerdings wollten sie im Gegensatz zu David Copeland nach klassischem Muster der Spannungsstrategie vorgehen, also unter falscher Flagge agieren. In letzter Minute wurden sie gestoppt, Bomben und Bekennerschreiben waren schon fertig:
Belgische Fahnder haben Anschlagspläne rechtsextremer Militärs aufgedeckt. Bei Durchsuchungen in fünf Kasernen und 18 Privatwohnungen in Flandern stellte die Polizei neben rechtsextremistischer Propaganda auch Waffen und Sprengstoff sowie eine fertige Bombe sicher, wie die Staatsanwaltschaft in Dendermonde mitteilte.(Süddeutsche Zeitung)
Bei der Durchsuchung fielen den Sicherheitsbeamten jedoch nicht nur Unmengen an modernen Waffen und Sprengstoff in die Hand, sondern auch detaillierte Aufzeichnungen über geplante Anschläge. Sogar die Bekennerschreiben waren schon fertig. Bei den Verhafteten handelt es sich um Mitglieder der Neonazi-Geheimorganisation BBET (Bloed-Bodem-Eer-Trouw, Blut-Land-Ehre-Ruhm), einem Ableger der rechtsextremen "Blood and Honour"-Gruppe.
Als ob eine Verwicklung des belgischen Militärs in neonazistische Geheimbünde nicht schon schlimm genug wäre, musste das Land auch noch erfahren, dass ein Umsturz geplant war. Zuerst wollten die braunen Terroristen Filip Dewinter ermorden, den vielleicht prominentesten Politiker der rechtsextremen und nationalistischen Partei Vlaams Belang (Flämische Belange), die ihre Hochburg in Antwerpen hat. Durch entsprechend gelegte Spuren sollte dieser Anschlag den Moslems in die Schuhe geschoben werden. In der zweiten Phase sollte der Vorsitzende der fundamentalistisch-islamischen arabisch-europäischen Liga in Belgien, Abou Jahjah, sterben. Mit dieser Tat sollte die rechtsextreme Szene aufgestachelt werden. In der dann folgenden politisch angespannten Lage wollten die Neonazis nach dem Vorbild Adolf Hitlers die Macht im ganzen Land ergreifen, um dann schließlich eine unabhängige flämische Republik auszurufen. (...)
Belgien muss nicht zum ersten Mal von Neonazis in der Armee hören. Schon in den 80er Jahren gab es extremistische Gruppierungen. (Märkische Allgemeine)
Und schon in den 80er Jahren gab es Anschläge und Terror, der höchstwahrscheinlich von Gladio-Agenten ausgeübt wurde. 'Wikipedia' schreibt:
In Belgien haben Ermittler, Journalisten und Politiker wiederholt den Verdacht geäußert, dass die als Massaker von Brabant bekannt gewordenen Morde der Bande von Nijvel mit Gladio in Verbindung standen. Während einer Serie von äußerst brutalen Raubüberfällen von 1982 bis 1985 hatten bis heute unbekannte Täter 28 Menschen getötet und mehr als 20 verletzt. Die aus drei festen und mehreren wechselnden Mitgliedern bestehende Gruppe führte die bewaffneten Überfälle auf Restaurants, Einzelhändler, Supermärkte und ein Waffendepot mit beinahe militärischer Präzision aus. Die Täter erschossen dabei jeweils wahllos und kaltblütig mehrere unbeteiligte Menschen. Dies führte in der Öffentlichkeit zu dem Verdacht, dass die Vorfälle ein Versuch sein könnten, das Land gezielt zu destabilisieren. In diesem Zusammenhang wurde die belgische Gendarmerie (Rijkswacht), eine Polizeiformation, die teilweise dem belgischen Verteidigungsminister unterstand, verdächtigt. Die bei den Morden verwendeten Tatwaffen waren teilweise aus einem Waffendepot der Polizei gestohlen worden.
Der sozialistische Verteidigungsminister Guy Coeme forderte nach dem Bekanntwerden der italienischen Gladio-Aktivitäten 1990 selbst eine parlamentarische Untersuchung. Diese hatte den expliziten Auftrag zu klären, ob die belgische NATO-Geheimarmee in die Massaker von Brabant verwickelt war. Die Senatoren bestätigten in ihrem öffentlichen Abschlussbericht, dass unter dem Decknamen SDRA8 in Form einer Untereinheit des militärischen Geheimdienstes SGR (Service Général de Renseignement) eine Stay-behind-Armee in Belgien aktiv war. Sie konnten die Frage nach einer Verbindung mit den Terroranschlägen allerdings nicht abschließend beantworten, da sich SGR-Direktor Bernard Legrand strikt weigerte, die Namen der SDRA8-Mitglieder an die Kommission zu übergeben, die diese mit Namen von bekannten Verdächtigen vergleichen wollte. Er blieb bei dieser Haltung, obwohl die Senatoren betonten, dass die Exekutive ihnen gemäß der Verfassung antworten müsse, und obwohl der Vorgesetzte von Legrand, Verteidigungsminister Coeme, die Freigabe der Namen explizit angeordnet hatte.
Die Ereignisse in Belgien 2006 haben kaum zu einer Reaktion in den Medien geführt. Man stelle sich vor, was aber los gewesen wäre, wenn es sich bei den Protagonisten um muslimische Männer gehandelt hätte. Nicht nur in Belgien oder Großbritannien, auch in Deutschland wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn es um die terroristische Bedrohung geht. Während man in rechtsextremen Kreisen in den letzten Jahren immer wieder Waffenfunde machte und es auch schon zu Schießereien mit einer "Pumpgun" kam, gerieten aber zwei Islamisten in den Lokus Fokus der Massenmedien - und anschließend über zwei Jahre hinter Gitter - weil sie Nachtsichtgeräte und Ferngläser an Mitglieder der vom usbekischen Geheimdienst geführten 'Internationale Jihad Union Usbekistan' übergeben haben.
Die Verharmlosung und Ignoranz gegenüber dem Rechtsterrorismus ist allerdings nicht damit zu erklären, dass die entsprechenden Behörden keinen Schimmer haben, was da vor sich geht. Die rechts-terroristische Szene in Deutschland war schon immer stark durchsetzt von staatlichen Agenten bzw. handelte direkt in deren Auftrag im Rahmen des internationalen Gladio-Netzwerks.
Auch das deustche Pendant zur britischen BNP, die NPD, läuft unter staatlicher Fürsorge. Baden-Württembergs Innenminister Rech rutschte es im März diesen Jahres hinaus:
"Wenn ich alle meine verdeckten Ermittler aus den NPD-Gremien abziehen würde, dann würde die NPD in sich zusammenfallen."(Quelle)
Dass die Behörden Großbritanniens auf Glücksfälle angewiesen sind, um rechtsextremer Bombenleger habhaft zu werden, ist wenig glaubhaft. Auch dort dürfte man dank verdeckter Ermittler und gekaufter Zuträger einen guten Einblick in die rechtsextreme Szene haben. Denn immerhin schaffte es der britische MI6, den damaligen Chef der NPD, Adolf von Tadden, während der Hochphase der Partei Ende der 1960er Jahre für sich zu gewinnen. Wenn man den Extremisten im Ausland soviel Aufmerksamkeit schenkt, dann sicher auch denen im eigenen Land. Angesichts der Tatsache, dass britische Geheimdienstler im Zuge der tiefen wirtschaftlichen Krise, die Großbritannien erfasst hat, vor Aufständen und sozialen Revolten warnen, ist die Mutmaßung, dass mit Absicht von gewissen Stellen gegenüber dem Rechtsterror ein Auge zugedrückt wird, gar nicht so abwegig. Denn wenn sich die "kleinen Leute" anhand ethnischer Linien gegenseitig bekämpfen, dürfte das den Herren der 'City of London' und den Vertretern der Regierung allemal lieber sein, als wenn sich Frust und Wut auf sie selbst fokussieren.
Im letzten Teil sind zwei Links beschädigt.
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