Samstag, 17. Oktober 2009

Al-Qaidas Freigänger - Teil 1

Nach Aussagen US-amerikanischer Geheimdienste ist Mohammad Ilyas Kashmiri Al-Qaidas Kopf für militärische Operationen. Zum ersten mal seit 2005 traf sich Ilyas kürzlich mit einem Journalisten - Syed Saleem Shahzad. Dessen Erfahrungsbericht kann man hier auf 'Asia Times' nachlesen. Ilyas wollte damit auch seine Lebendigkeit unter Beweis stellen. Er wurde bereits mehrfach fälschlicherweise von Behörden für tot erklärt – zuletzt nach einer Attacke einer US-Predator Drohne am 14.September 2009.

Wenig sei über ihn bekannt, allerdings wird er von Geheimdiensten als der "effektivste, gefährlichste und erfolgreichste Guerilla-Führer" beschrieben, heißt es in der 'Asia Times'. In deutschen Massenmedien fand das Treffen nur in der 'Welt' Beachtung. Dabei blieben aber pikante Details, die sich im 'Asia Times'-Orginal finden lassen, außen vor. Dem werde ich hier nachkommen, denn wozu ist man Terrorexperte?

Ilyas wurde 1964 in Bimbur im pakistanischen Teil Kaschmirs geboren und fand seinen Weg zum Dschihad über den Kaschmir-Konflikt zwischen Pakistan und Indien.

Er beteiligte sich dort am 'Kashmir Freedom Movement', ging dann zu 'Harkat-ul Jihad-i-Islami' (HUJI) und gründete schließlich die '313 Brigade'. Diese wird in dem Artikel zwar als "legendär" bezeichnet, tatsächlich stolperten Ermittler aber erst in Folge der Mumbai-Attacken Ende 2008 über sie und konnten sich anfangs keinen Reim machen, was '313 Brigade' überhaupt bedeuten soll.

Um Kampfgefährten freizupressen, entführte Ilyas mit seiner Truppe von 25 Männern 1994 im indischen Neu-Delhi ausländische Touristen, darunter Amerikaner, Briten und Israelis. Ilyas Stellverteter war seinerzeit Omar Saeed Sheikh, den Osama Bin Laden als seinen "besonderen Sohn" bezeichnet haben soll. Mit Saeed Sheikh werden wird uns gleich noch ausführlicher beschäftigen.

Die indische Regierung ließ sich nicht auf einen Gefangenen-Austausch ein und nahm das Versteck der Terror-Truppe hoch. Saeed Sheikh wurde gefasst, Ilyas konnte fliehen.

In den folgenden Jahren beteiligte sich Ilyas weiterhin fleißig am Dschihad-Krieg, vor allem in Kaschmir. 2003 nahm ihn der pakistanische Geheimdient ISI (Inter-Services Intelligence) unter dem Verdacht fest, Drahtzieher einer Attacke auf den damaligen pakistanischen Präsidenten Pervez Musharaf zu sein. Er wurde aber freigelassen und zwei Jahre später wieder vom ISI festgenommen, weil er sich geweigert habe, seine Aktionen in Kaschmir zu beenden. Der Aufenthalt in verschlossenen Räumen war aber wieder nur von kurzer Dauer, der ISI ließ ihn laufen. (Quelle: siehe 'Asia Times'-Artikel)

Warum lässt der ISI solche Männer laufen? Der Grund dürfte darin zu finden sein, dass Ilyas in enger Verbindung mit dem ISI steht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der ISI tief in den Kampf islamistischer Gruppen in Kaschmir involviert ist. Da man Indien in einem konventionellen Krieg um Kaschmir unterlegen wäre, unterstützte Pakistan die islamistischen Kämpfer, um Indiens Stellung durch einen Guerillakrieg zu schwächen. Dabei arbeitete der ISI auch mit Gruppen zusammen, die man zu Al-Qaida rechnet.

Es ist auch allgemein anerkannt, dass der ISI die Taliban aufgebaut und geführt hat, wodurch diese in der Lage waren,  ihre Macht in Afghanistan zu errichten. Der ISI agiert als ein Staat im Staate Pakistans. Seine Machtblüte basiert zu einem großen Teil auf den Überlegungen von Pentagon-Strategen Ende der 1970er Jahre, der Sowjetunion in Afghanistan ein "eigenes Vietnam" zu bescheren. Dafür pumpten westlichen Geheimdienste, vor allem die CIA, in den 80er Jahren über den ISI Milliarden-Beträge in den afghanischen Widerstand gegen die Sowjet-Besatzung. Auch mittels Osama Bin Laden rüstete man den Widerstand damals auf.

Made in USA: Mudschahedin mit 'Stinger'-Raketen

Die Ausrüstung und Ausbildung der islamistischen Kämpfer in Afghanistan war die kostspieligste Operation, die die CIA je durchgeführt hat. Finanziert wurde sie auch durch den Opium-Schmuggel, den die CIA in Kooperation  mit dem ISI organisierte - manche vermuten bis heute.
Zumindest endete der Drogen-Schmuggel nicht mit dem Krieg gegen die Sowjets. Laut Schätzungen des 'United Nation Drug Control Programme' bezog der ISI alleine 1999 2,5 Milliarden US-Dollar aus dem illegalen Geschäft.

Die enge Kooperation des ISI mit dem großen Bruder CIA war aber nie eine Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe. Der ISI war nicht nur abhängig von den Geldern des Westens, viele der Agenten des ISI standen bzw.stehen auch bei der CIA auf der Gehaltsliste. Insbesondere die ISI-Mitglieder in der Abteilung für verdeckte Operationen erhielten ihre Ausbildung von der CIA.

Laut einem ehemaligen hohen Beamten des ISI bestehe sogar das "größte Problem Pakistans in den 'schurkischen Elementen' ('rogue elements') innerhalb der Geheimdienste, vor allem in jenen, die gleichzeitig mit der CIA involviert sind."
Die These, wonach die Verbindungen des ISI in die Terror-Szene auf einige schwarze Schafe innerhalb des Dienstes zurückgehen, die mit Taliban und Al-Qaida sympathisieren, ist zu kurz gegriffen. Denn prominente Mitglieder des Bin-Laden-Netzwerks wurden (bzw. werden) nicht nur vom ISI protegiert, sondern auch von westlichen Diensten.

Wir werden uns einige Beispiele hierfür anschauen. Beginnen wir mit dem oben schon erwähnten Omar Saeed Sheikh, dem Weggefährten von Al-Qaidas militärischen Führer Ilyas.

Ahmed Omar Saeed Sheikh wurde in Großbritannien als Sohn eines wohlhabenden pakistanischen Kleidungsfabrikanten geboren und besuchte die besten Privat-Schulen. 1992 zog es ihn nach Bosnien, um wohltätige Arbeiten zu leisten. Durch das harte Vorgehen der Serben gegen bosnischen Muslime kehrte er nach Großbritannien als radikaler Muslim zurück.
Aufgrund seiner exzellenten geistigen und körperlichen Fähigkeiten, seinem fließenden Englisch und seinen Kenntnissen über die westliche Gesellschaft wäre er ein wertvoller Zuwachs für jede terroristische Gruppe gewesen, hieß es in den Medien.

Wertvoll aber auch für geheime Dienste. Laut Pervez Musharaf wurde Saeed Sheikh vom britischen Geheimdienst angeworben, während er an Londons 'School of Economics' studierte. Musharaf vermutet, dass Saeed im Auftrag des MI6 in den Balkan geschickt wurde. Damit wäre er nicht der einzige Dschihad-Kämpfer in Bosnien gewesen, der von westlichen Diensten bezahlt wurde, wie Jürgen Elsässer mit seinen Recherchen nachwies.

1993 nahm Saeed Sheikh am Kampf in Kaschmir gegen die indische Staatsmacht teil. In dieser Zeit begann wahrscheinlich seine Kooperation mit dem ISI. 1994 besuchte er dann Ausbildungscamps in Afghanistan. Im selben Jahr beteiligte er sich auch als Ilyas Stellvertreter an den Entführungen in Indien. Nachdem er von den Behörden inhaftiert wurde, zahlte der ISI seine gerichtlichen Auslagen. Saeed erhielt eine hohe Haftstrafe, die er aber nur zum Teil absitzen musste. Denn im Dezember 1999 entführten Terroristen eine Maschine der 'Indian Airlines' nach Kandahar, Afghanistan. Im Austausch gegen die 155 Geiseln wurden Saeed Sheikh und zwei weitere Islamisten freigepresst.

Saeed Sheikh in guter Stimmung
Nach seiner Freilassung eskortierte der ISI ihn zu seinem neuen Domizil in Pakistan. Dort lebte er offen und opulent in einer wohlhabenden Gegend und war laut US-Diensten nicht bestrebt, seine Verbindungen zu Terroristen zu verstecken. Stattdessen nahm er an protzigen Partys teil, die auch von hochrangigen Regierungsvertretern aufgesucht wurden. Die US-Regierung vermutete daher, dass er von  höheren Stellen geschützt wurde.

Aber Saeed Sheikh konnte sich nicht nur des Schutzes pakistanischer Behörden sicher sein. So besuchte er seine Familie in Großbritannien im Jahr 2000 und Anfang 2001 - ohne von den britischen  Behörden bedrängt zu werden. Britische Bürger, die 1994 von Saeed Sheikh entführt worden waren, bezeichneten die Entscheidung der Behörden als Schande und Skandal.

Dass ein "besonderer Sohn" Osama Bin Ladens, der 1994 britische Touristen entführte und Jahre darauf von Flugzeug-Entführen freigepresst wurde, nur ein Jahr nach seinem Austausch frei und unbehelligt nach Großbritannien ein- und ausreisen kann, lässt nur den Schluss zu, dass Saeed Sheikh den besonderen Schutz britischer Dienste genoss.

Berichten zufolge trainierte Saeed Sheikh auch die mutmaßlichen 9/11-Hijacker. Währenddessen arbeitete er gleichzeitig für den ISI. Einen Monate nach den 9/11-Anschlägen berichtete 'CNN', dass Saeed Sheikh alias "Mustafa Muhammed Ahmad" über 100.000 US-Dollar aus Pakistan an Mohamed Atta transferierte.


Trotz internationaler Medienberichte über Saeeds Verbindungen zu 9/11 wurde verdächtig wenig Druck auf Pakistan ausgeübt, ihn auszuliefern. Der feiert weiterhin mit hochrangigen Regierungsvertretern Partys. Und das, obwohl er in insgeheim in verschiedene terroristische Operationen verwickelt war. Die 'Pittsburgh Tribune-Review' schrieb im Februar 2002:
Seine Terror-Organisation, die 'Nationale Bewegung für die Restauration der pakistanischen Souveränität', führte Angriffe auf das Parlament in Kaschmir am 1.Oktober 2001 und auf das indische Parlament am 13.Dezember 2001 durch. Am 22. Januar 2002 beschossen sie dann das 'American Center' in Kalkutta in Indien. "Viele und unterschiedliche Quellen haben Washingtons Beamten mitgeteilt, dass in all diesen Attacken Saeed Sheik logistische und operative Unterstützung vom ISI in Karachi und Islamabad bekam. Der ISI half ihm auch, die 'Jaish-e-Muhammed' und 'Muhammed's Army' für seine Terror-Kampagne in Kaschmir aufzubauen und zu führen.
Die 'Jaish-e-Muhammed' teilte sich Ausbildungslager mit Al-Qaida in Afghanistan. Und so war es nicht verwunderlich, dass nach bei einem US-Raketenangriff 1998 auf ein solches Lager hinterher nicht Bin Laden, sondern ISI-Offiziere tot am Boden lagen.


Daniel Pearl in den Händen seiner Entführer
Mit dem Saeed Sheiks Partyleben war erst Schluss, als der US-Journalist Daniel Pearl Ende Januar 2002 in Pakistan entführt und später ermordet wurde. Pearl wollte insbesondere den Verbindungen des ISI zu Al-Qaida nachgehen und auch, welche Rolle US-Dienste dabei spielen.
Überraschen stellte Saeed Sheikh sich den Behörden und gestand den Mord an Pearl ein. Wie 'Newsweek' seinerzeit berichtete, war er sich sicher, nicht an die USA ausgeliefert zu werden und nur 3-4 Jahre im pakistanischen Gefängnis verbringen zu müssen.
Doch welcher Deal mit den Behörden ihn auch immer bewogen haben mag, sich zu stellen, er zahlte sich nicht aus. Er wurde noch 2002 zum Tode verurteilt, woraufhin er sein Geständnis zurückzog und das Urteil anfechtete. Offenbar war sein Wissen zu gefährlich geworden. Unter der Überschrift "Todesstrafe erwartet,  trotz fehlender Beweise" kommentierte 'MSNBC':
Manche in Pakistans Regierung sind sehr besorgt darüber, was Saeed vor Gericht aussagen könnte. Seine Organisation und andere militante Gruppen haben Verbindungen zu Pakistans Geheimdienst ISI.
Saeed Sheiks Todesstrafe wurde noch nicht vollstreckt, selbst seine Berufung noch nicht verhandelt. Auf 'Wikipedia' heißt es, die Verschleppung des Verfahrens gehe auf den Einfluss des ISI zurück. Vielleicht aber auch auf den Einfluss noch anderer Dienste. Neben dem MI6 steht auch die CIA hoch im Kurs:
Es gibt viele in Musharafs Regierung, die glauben, dass Saeed Sheikhs Macht nicht auf dem ISI basiert, sondern auf seinen Verbindungen zur CIA. Die Theorie ist, dass Saeed Sheikh gekauft wurde. (Quelle)
(Al-Qaidas Freigänger Teil 2, Teil 3)

2 Kommentare:

  1. alles BS und disinfo !!! 'die kloschüssel' is doch reiner humbug. wieviel geld muss man eigentlich bekommen um soviel BS auf einmal zu verbreiten. ja auch in deutschland macht sich die pr breit. soll (..)blogspot etwa inplizieren das es sich hier um etwas eherenamliches handelt ?

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  2. Sie haben mich durchschaut. Ich bekomme tatsächlich von Geheimdiensten regelmäßig höhere Summen überwiesen. Die lieben es nämlich, wenn man über ihre Verbindungen zur "Kloschüssel" aufklärt.

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