Mittwoch, 30. September 2009

Aus den Fehlern gelernt? - FBI präpariert Autobomben

Nicht nur in Deutschland hat die "Panikmache mit Terror", wie die Süddeutsche Zeitung am 25.September titelte, Hochkonjunktur, auch in den USA produziert die terroristische Bedrohung neue Schlagzeilen. Im Artikel der Süddeutschen findet sich dazu ein interessanter Hinweis:
"Die US-Behörden haben unterdessen zwei Terrorverdächtige festgenommen, die unabhängig voneinander versucht haben sollen, in den Bundesstaaten Texas und Illinois Sprengstoffanschläge zu verüben.
Nach FBI-Angaben hatte ein 19 Jahre alter Jordanier am Donnerstag bereits eine vermeintliche Autobombe an einem 60-stöckigen Wolkenkratzer in Dallas in Position gebracht."
Was kann denn an einer Autobombe "vermeintlich" sein? Die Aufklärung folgt:
 "Ein 29-Jähriger aus Illinois wollte den Angaben zufolge einen mit Sprengstoff beladenen Wagen vor einem Gerichtsgebäude in Springfield zur Explosion bringen. In beiden Fällen waren die Sprengsätze von FBI-Agenten präpariert worden und ungefährlich, hieß es. Beide Männer hätten seit geraumer Zeit unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden gestanden."
FBI-Agenten hatten die Sprengsätze also präpariert und somit ungefährlich gemacht. Ähnliches hörte man auch in Deutschland im Fall der "Sauerland-Gruppe":
"Zum Mischen von Sprengstoff hatte sich das Trio zwölf Fässer mit Wasserstoffperoxid beschafft. Dies hatten die Fahnder zum Zeitpunkt der Festnahme bereits heimlich gegen eine verdünnte Substanz ausgetauscht."(Quelle)
Ob aber die unverdünnte Original-Brühe überhaupt die ihr zugeschriebene Explosionsfähigkeit hat, ist noch unklar. Das Gericht ordnete Ende Juni Sprengversuche an.


Explosiv oder nicht? - Wasserstoffperoxid-Kanister der Sauerland-Gruppe


Im Unterschied zu den deutschen Terroristenjägern hat das FBI eine unrühmliche Vergangenheit wenn es darum geht, gefährliche Stoffe gegen harmlosere auszutauschen. Man schrieb den 26.Februar 1993, als das World Trade Center in New York von einer Explosion im unterirdischen Parkhaus erschüttert wurde. Die Detonation einer Autobombe tötete sechs Menschen, über Eintausend wurden verletzt.

Der verschworene Kreis der Attentäter war zuvor vom FBI in der Person Emad A.Salems unterwandert worden.  Durch ihn war das FBI innerhalb kürzester Zeit in der Lage, am Anschlag Beteiligte zwischen hunderten Verdächtigen zu ermitteln. Salem war hinterher auch ein Hauptbelastungszeuge gegen die Drahtzieher des Anschlags. Brisant sind seine Aussagen aber vielmehr in anderer Hinsicht. Laut Salem wusste das FBI über die Anschlags-Pläne bescheid. Wikipedia schreibt dazu in der englischsprachigen Ausgabe:
"Salem, der zunächst glaubte das ganze sei eine Sting Operation, behauptete, dass FBI habe ursprünglich vorgehabt ihn zu benutzen, um die Attentäter mit harmlosen Pulver statt wirklichen Explosivstoffen für den Bombenbau zu versorgen. Aber das FBI entschied sich, ihn für andere Zwecke einzusetzen."
Der Vorwurf Salems ist also, dass das FBI den Anschlag hätte verhindern können, es aber nicht wollte oder zumindest den Anschlag fahrlässig in Kauf genommen hat. Ein schwerer Vorwurf, aber Salem konnte ihn belegen. Er schnitt die Gespräche mit seinen FBI-Anweisern heimlich mit. Und so nahm sich auch die New York Times der Story an:
"Laut dem Transkript der hunderte Stunden umfassenden heimlichen Aufzeichnungen, die Salem bei seinen Gesprächen mit FBI-Agenten machte, waren die Behörden in einer weitaus besseren Position den Anschlag zu verhindern, als zuvor bekannt."


Hier ein Auszug aus den heimlichen Mitschnitten zum Anhören, und hier zum Mitlesen:
          Salem: ...and everything was submitted with a receipt and now it's questionable.
Anticev: It's not questionable, it's like a little out of the ordinary.
Salem: Okay. Alright. I don't think it was. If that's what you think guys, fine, but I don't think that because we was start already building the bomb which is went off in the World Trade Center. It was built by supervising supervision from the Bureau [FBI] and the D.A.[District Attorney] and we was all informed about it and we know that the bomb start to be built. By who? By your confidential informant. What a wonderful, great case!
Anticev: Well.
Salem: And then he put his head in the sand and said "Oh, no, no, that's not true, he is son of a bitch." [Deep breath.] Okay. It's built with a different way in another place and that's it.

Siehe dazu auch diesen Fernsehbericht - einen der wenigen, der über den Vorfall berichtet.

Natürlich redete sich das FBI mit eigener Inkompetenz heraus, die es unmöglich gemacht habe, den Anschlag zu verhindern. Die Melodie der Inkompetenz wurde nach 9/11 ja von allen zuständigen Behörden in den USA munter geträllert. Nicht nur Angehörige von 9/11-Opfern fragen sich, warum Inkompetenz, die die Anschläge des 11.September nicht verhindert hat, statt nachträglich bestraft zu werden, noch befördert wurde.


1 Kommentar:

  1. Also nur mal so zur Info... Wasserstoffperoxid ist nur eine Komponente zur Herstellung von TATP. Diese ist weder explosiv noch sonst irgendwas... erst die Mischung macths bzw. das Reaktionsprodukt. Wenn sich eine Privatperson solche Mengen beschafft und diese dann aber (glücklicherweise) bereits durch eine harmlose Flüssigkeit ersetzt wurde dann muss ich mich schon Fragen was das Gericht mit einem "Sprengversuch" beweisen möchte?! Schwachköpfe wohin man schaut...

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