Dienstag, 29. September 2009

Welcome to Jihadi-Village

Pakistanische Behörden haben im nordpakistanischen Waziristan ein Dorf "weisser, deutscher Al-Qaida-Kämpfer" entdeckt, wie der britische Telegraph berichtete. Zuvor berichtete auch schon Spiegel-Onlines Terrorexperte Yassin Musharbash über die "deutsche Kolonie Jihad".

Laut einem Rekrutierungsvideo herrscht in dem abseits der Front gelegenen Dorf eine prä-paradiesische Idylle, inklusive Schulen, Krankenhäuser, Apotheken und Kindertagesstätten. Der verwendete Plural ist dem 'Telegraph'-Original geschuldet. Als wirklicher Terrorexperte kann ich Ihnen aber versichern, dass es in ganz Pakistan kein Dorf gibt, dass über mehre Krankenhäuser oder Kindertagesstätten verfügt.

Sollte aber wahr sein, was uns Terrorexperten von Spiegel-Online und Co. hier verklickern wollen, dann können Sie sich darauf verlassen, dass man dieses Dorf "nahe der Grenze zu Afghanistan" mitsamt seinen Krankenhäusern und Apotheken schon längst entdeckt hätte - wenn man denn wollte. Aber wahrscheinlich hat man die Krankenhäuser tief in Höhlen versteckt, so wie Bin-Laden schon seine vermeintliche Operationsbasis in Afghanistan im gebirgigen Tora Bora versteckte.


O-Ton Donald Rumsfeld, ehem. "Verteididgungs"minister USA: "There are many of these".

Überhaupt hört sich das ganze eher nach einem Werbevideo für Familien an, die ihre Urlaubsreise planen und nicht danach trachten, mit der Kalaschnikow durch den Dreck zu robben, um dadurch besser Bomben in deutschen Zügen abstellen zu können.

Allerdings richtet sich das Video ja an die Kämpfer in spe, die relativ bequem in Deutschland leben. Da müssen gewisse Sozialstandards eingehalten werden, wenn man solche Leute nach Waziristan locken will.

Wer steckt hinter den Verlockungen Richtung little Germany? Die Islamische Bewegung Usbekistans (IBU), oder auch Islamic Movement Uzbekistan (IMU). Bitte nicht verwechseln mit der Internationalen Jihad Union Usbekistan (IJU), welche vom usbekischen Geheimdienst gegründet wurde und im Einklang mit westlichen Diensten betrieben wird. Vier mutmaßlichen Mitgliedern der IJU wird gegenwärtig in Deutschland der Prozess gemacht, besser bekannt als "Sauerland-Gruppe". Von ihrer eigenen Mitgliedschaft in der IJU haben die Angeklagten erst aus der Presse erfahren - aber so ist das nun mal bei Geheimdiensten: wem man dient, bleibt meist geheim.

Und wie gut sich diese Dienste im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet, wo das "deutsche Dorf" seiner Jihadis harrt, auskennen, stellte jüngst - am 14.9. -  die CIA unter Beweis. Mittles einer Drohne der US-Air Force wurde Nadschmeddin Schalolow ins Jenseits befördert. Schalolow ist derjenige, der laut Geständnissen der vier "Sauerländler" diese in die IJU gedrängt hat. Ohne sein Engangement hätte Innenminister Schäuble nicht 2007 ein deutsches 9/11 verhindern können müssen. Im Fall der Sauerländler ist der beste Zeuge ein toter Zeuge.


Doch zurück zur IBU. Laut ungenannten Sicherheitsexperten sei die IBU die größte und aktivste Gruppe derjenigen in Deutschland, die man dem islamistisch-terroristischen Spektrum zuorden kann. Ein weiterer Sicherheitsexperte, der ehemalige pakistanische Geheimdienst-Offizier Khalid Khawaja, der sich selbst als Freund Osama Bin Ladens bezeichnet, bestätigt die deutschen Experten. Auch er wisse von einem deutschen Kontigent, das nach Pakistan kam, um für den Jihad zu kämpfen.

Wie es die IBU geschafft haben will, quasi wie der Phoenix aus der Asche emporzusteigen, erfahren wir leider nicht. Denn um die IBU war es still geworden. Zwar nicht von Seiten der "Terrrorexperten", die weiterhin mit der IBU Werbung für die Notwendigkeit ihres eigenen Berufsstands machten, aber von Seiten der IBU selbst.
So schreibt das nicht gerade als kritisch gegenüber dem "War on Terror" geltende Online-Portal Wikipedia in seiner englischen Ausgabe: "Trotzdessen die IBU seit 2001 keine Operationen durchgeführt hat, wird sie weiterhin von Regierungen als terroristische Bedrohung angeführt. (...) Beweise sprechen nicht dafür, dass die IBU weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt. Desweiteren legen Ereignisse Anfang 2007 die Vermutung nah, dass die IBU nicht länger im pakistanischen Stammesgebiet FATA (wo auch Waziristan liegt) Zuflucht erhält."

Ob dies stimmt, sei dahingestellt. Aber angesichts der Tatsache, dass der gegenwärtige Krieg in Afghanistan auf Pakistan ausgeweitet werden soll und die USA schon dutzende Angriffe mit Drohnen im pakistanischen Stammesgebiet durchgeführt haben, werden Sie noch öfter von der IBU zu hören bekommen. Denn ohne Terror kein War on Terror, ohne den Vorwand terroristischer Bedrohung kein Einmarsch zwecks Durchsetzung geopolitischer Interessen.
Und spätestens seit Gleiwitz und Tonkin weiß die Welt, dass zivilisierte Kulturnationen sich nur verteidigen, aber niemals angreifen. Unsere Sicherheit wird daher bald nicht nur am Hindukusch verteidigt werden, sondern auch in den Bergen Pakistans.

Und jetzt noch einige Informationen zur IBU, die Ihnen die deutschen Medien gerne verschweigen:

-im Januar 2001 verfasste der französische Geheimdienst ein Papier mit dem Namen "Hijacking of an Airplane by Radical Islamists". Darin wird über die Absichten Bin Ladens und seiner Konsorten berichtet, Flugzeuge US-Amerikanischer Fluglinien zu entführen. Die französischen Dienste hatten ihre Informationen von usbekischen Agenten, die die IBU infiltrierten. Einige der Agenten endeten in Al-Qaida Ausbíldungslagern in Afghanistan. Laut dem Bericht wurden die Informationen verifiziert durch den Abgleich voneinander unabhängiger Quellen, darunter auch französische Agenten und abgehörte Satellitentelephone. Selbstverständlich informierten die Franzosen ihre US-amerikanischen Kollegen - was ohne Konsequenzen blieb, wie wir heute alle wissen. (Quelle: Le Monde, 16.04.2007, Nachdruck und englische Übersetzung finden Sie hier.)

-Ende Juli 2001 warnt der Taliban-Aussenminister Wakil Ahmed Muttawakil das US-Konsulat, dass Bin Laden eine große Attacke auf Ziele in den USA plane. Die Attacke stände unmittelbar bevor und würde Tausende töten. Seine Informationen bezog er vom Anführer der IBU, Tahir Yildash, die damals mit "Al-Qaida" verbündet war. Warum die eigenen Verbündeten die konspirativen Pläne offen ausplauderten, sei dahingestellt. (Quelle: The Independent, 7.09.2002 )

Wir wissen, wie die Geschichte weiterging....Bomben wurden geliefert, denn die hatte man im Gegensatz zu Beweisen bereits in ausreichender Menge selbst produziert. Also behielten die "Experten" recht, aber anders als sie es wohl impliziert hatten.

- im Sommer 2001 trafen sich Bin Laden und sein Terror-Vize Al-Zawahiri im afghanischen Kandahar angeblich mit zwei ehemaligen pakistanischen Nuklearwissenschaftlern. Namentlich Chaudiri Abdul Majeed und Sultan Bashiruddin Mahmood, welcher viele Jahre mit Abdul Kadir Khan zusammenarbeitete. Mahmood, ein anerkannter Wissenschaftler und Fürsprecher der Taliban, prophezeite Millionen Tote durch den Einsatz von Massenvernichtungswaffen durch Terroristen und Selbstmordattentäter. Für Bin Laden also genau die richtige Einstellung, um in entspannter Atmosphäre zu diskutieren. Und so erzählte Bin Laden angeblich den beiden pakistanischen Wissenschaftlern, dass er bereits über hoch-angereichertes Uran verfüge, dass ihm die IBU zukommen liess. Daraus sollte nun eine Bombe werden. Doch die Wissenschaftler mussten ihn enttäuschen. Zwar seien sie Experten wenn es um spaltbares Material gehe, aber eben keine, wenn es um die Entwicklung von Waffen geht. (Quelle:  Levy and Scott-Clark, 2007, Seite 310-311)



Ach ja, der mutmaßliche Rädelsführer der von Geheimdiensten unterwanderten und gelenkten "Sauerland-Gruppe", Fritz Gelowicz, klärt auf: die IJU, welche laut Recherche von "Monitor" vom usbekischen Geheimdienst gegründet wurde, sei eine Abspaltung der IBU. Zwar erfuhren die Sauerländler erst durch die Presse, dass es sich bei ihren Terror-Ausbildern um Mitglieder der IJU handelte, dennoch habe Gelowicz mit dem stellvertretenden Anführer der IJU, Suleyman, lange über das Verhältnis IBU/IJU gesprochen. Beide Organisationen befinden sich in einem Bruderkrieg und verüben Attentate aufeinander.

Als Terrorexperte kann ich dazu nur vermuten, dass der Streit wahrscheinlich ausbrach, weil man sich nicht einig darüber war, welchem Dienst man denn nun eigentlich dienlich ist.

Aber so ist das nun mal bei Geheimdiensten....

1 Kommentar:

  1. Hi,

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